Der 6. April sollte in jedem Kalender dick eingetragen sein. Also in jedem Kalender eines Winzers, eines Franken und eines Weinliebhabers. Denn am 6.April 1659 wurde der erste Silvaner in Franken gepflanzt. Gut, das ergibt zwar für das Jahr 2017 nur einen unrunden Geburtstag, aber ein wenig feiern darf man dieses Ereignis dennoch. Vor allem weil in Bayern am Tag darauf, am 7. April, die Spargelsaison beginnt. Und beiden Produkten wird ja eine gewisse Verbundenheit nachgesagt.
Ein Österreicher in Franken
Dass der Silvaner überhaupt nach Franken kam, hat wohl zwei wesentliche Gründe. Nach dem 30jährigen Krieg wurden fast 75% der damals 40.000 Hektar großen Rebfläche in Franken aufgegeben, die Bauern waren den Gemetzeln zum Opfer gefallen, die Weinkeller, bzw. Anwesen, verwüstet. Gleichzeitig sorgte die sogenannte „kleine Eiszeit“ für Missernten in den Weinbergen. Es brauchte Reben, die der Witterung trotzen konnten und mit schneller Reifeentwicklung trotzdem zu guten Ernten führten. Für beides konnte der damals „Österreicher“ genannte Silvaner garantieren. Am 5. April 1659 brachte ein gräflicher Bote „25 Österreicher Fechser“ (= Silvaner Stecklinge) nach Castell, wo die zarten Pflänzchen am 6. April am Fuße des Schlossberges in der Lage Reitsteig zum „ausbüßen“ verwendet wurden. ‚Ausbüßen‘ ist das altdeutsche Wort für Ausbessern, mit den Silvaner-Stecklingen sollte die Qualität des Weinbergs verbessert werden. Wie damals allgemein üblich wurde im gemischten Satz gepflanzt, die Reben also bunt gemischt angebaut. Noch 1791 wurde im Standardwerk „Der Fränkische Weinbau auf dem Felde und im Keller“ geraten, jeden zehnten Stock mit Österreichern zu besetzen.
Der Wein zum Geburtstag – und zum Spargel-Risotto
Das scheinen die fränkischen Winzer beherzigt zu haben, bereits 1833 beobachtete Johann Philipp Bronner, dass der Silvaner „…wie das Salz in den Speisen angetroffen…“ werde. Gemischt wird Silvaner heute (fast) nicht mehr angebaut, dafür hat er die besten Weinbergslagen erobert.Wie zum Beispiel den Schlossberg der Castell’schen Anwesen. Dort wachsen auch die Trauben für den „6. Apriles anno 1659“, der mit seinem etwas sperrigen Namen an die erste Silvaner Pflanzung erinnern soll. Also ein Geburtstagswein im doppelten Sinne. Er ist ein ganz schöner Brummer, der gerne auch mal 14° Alkohol ins Glas bringt. Rauchig, cremig, mit ein bißchen Bittermandel, im Mund dann auch schmelzig, ein wenig salzig und ziemlich lang. Passt ganz hervorragend zu einem Risotto mit gebratenem Spargel und Bündner Fleisch. Das ist keine ganz alltägliche Kombination und vereint unterschiedliche Länderküchen. Aber, mal ganz im Ernst – der Silvaner musste auch erst eingebürgert werden, um zu wirklicher Größe zu finden.